Startseite » Unterrichten » Material nach Kompetenzen » Videos » 

Youtuber für Russisch


Russian Progress - videos w/ subs to learn Russian
https://www.youtube.com/@russianprogress

Russian with Dasha
https://www.youtube.com/@RussianwithDasha

Russian With Max
https://www.youtube.com/@RussianWithMax

Be Fluent in Russian
https://www.youtube.com/@BeFluentinRussian

О русском по-русски
https://www.youtube.com/@orusskomporusski

Dr. Wolfram Pergler, Bildungscampus Flora Fries (AHS)

Zum Einsatz von YouTube-Videos im Russischunterricht


Der Einsatz audiovisueller Medien im Fremdsprachenunterricht ist nichts Neues. Allerdings ergeben sich durch die im letzten Jahrzehnt immer größer werdende Popularität von YouTube tolle neue Möglichkeiten, die im Folgenden kurz erläutert werden sollen. Dabei erhebt dieser Text weder Anspruch auf Wissenschaftlichkeit noch auf Vollständigkeit. Er gibt lediglich die Erfahrungen des Autors mit dem Einsatz von YouTube-Videos im Russischunterricht wieder. Unbestritten ist jedoch, dass statt der im Beitrag erwähnten YouTube-Kanäle auch andere zum Einsatz kommen könnten, und die Ausführungen genauso gut für andere Sprachen gelten können. 
Ich habe jedenfalls vor einigen Jahren damit begonnen, YouTube-Videos im Russischunterricht einzusetzen. Aktuell handelt es sich dabei um Videos dreier YouTube-Kanäle (Russian Progress, Russian with Dasha, Russian with Max), und von diesen vor allem Russian Progress. All diese Kanäle bieten dabei unterschiedliche Inhalte, die von Grammatik-Erklärvideos, häufigen Fehlern Russischlernender, Videos zur russischen Phonetik und russischem Slang bis hin zu landeskundlichen Videos reichen. Auf letzteren, die auch zahlenmäßig auf den einzelnen Kanälen am häufigsten vertreten sind, soll hier der Fokus liegen. 
Die einzelnen Kanäle offerieren ein reichhaltiges Angebot an landeskundlichen Inhalten (um das Auffinden der einzelnen Videos einfacher zu machen, werden im Folgenden die einzelnen Kanäle mit ihren Initialen abgekürzt): über Informationen zur russischen Datscha (RwD), zu den Weißen Nächten (RwD), zu Pros und Cons von St. Petersburg (RwD, RP), informativen Filmen zu einzelnen Regionen wie Karelien und Kronstadt (RwD), Krasnodar (RwM, RP), Novosibirsk (RP), Reisen im Kaukasus (RwM), bis hin zum Russischen Neujahr (RwD) und Jobinterviews in Russland (RwM). Kurzum, es werden unheimliche viele Themen abgedeckt, die allesamt im Unterricht ihre Berechtigung haben. 
Nun ist die Frage, wie mit diesen Videos, die in ihrer Länge zwischen durchschnittlich fünf und fünfundzwanzig Minuten durchaus variieren, im Fremdsprachenunterricht umgegangen werden kann. Ich sehe dabei vor allem vier Einsatzmöglichkeiten: zum Training des Hör- und Leseverständnisses, zur Vermittlung von neuem Vokabular, sowie zur Präsentation neuer landeskundlicher Informationen. 
Vorausgeschickt werden muss hierbei, dass sich alle drei dieser Kanäle durch eine Sache auszeichnen: sie verfügen über russische Untertitel, und zwar nicht durch YouTube generierte, die meines Erachtens aufgrund der hohen Fehleranzahl völlig unbrauchbar sind, sondern durch die Schöpfer der Videos selbst erstellte. Diese Untertitel eröffnen den Lernenden und Lehrenden eine Vielzahl an Möglichkeiten: das Erlernen neuer Wörter und Phrasen wird durch den gleichzeitigen auditiven und visuellen Input erleichtert und das Übertragen neuen Vokabulars in Lernapps wie Quizlet wird deutlich einfacher. Zudem ergeben sich Möglichkeiten, die eigene phonetische Genauigkeit zu überprüfen, wenn etwa Teile eines Videos nur mit Untertiteln, aber ohne Ton vorgespielt werden, und die Lernenden zuerst versuchen, die Inhalte zu lesen, um in einem zweiten Durchgang dann mithilfe der Tonspur die eigene Aussprache zu überprüfen und nötigenfalls zu korrigieren. 
Aber auch abseits von Phonetik und Vokabular ergeben sich eine Vielzahl an Möglichkeiten, diese Videos sinnvoll im Unterricht einzusetzen. Neben der oben erwähnten Idee des „Lesens ohne Tonspur“ zur Ausspracheübung bieten sich die Videos zum Hörtraining an. Dabei können Teile der Videos verwendet werden, um die Schülerinnen und Schüler auf bestimmte Schularbeits- oder Maturaformate vorzubereiten (Noteform, Matching etc.) bzw. können die Lernenden selbst Aufgaben zu Teilen der Videos erstellen, was die Vertrautheit mit den einzelnen Formaten weiter erhöht. 
Es sind aber auch kreativere Ideen denkbar: so könnte etwa das Video ohne Tonspur vorgestellt werden („silent viewing“), und die Lernenden müssen sich überlegen und schriftlich festhalten, was der/die Sprecher/in wohl gerade zu den im Video vorkommenden Bildern sagt. Denkbar wäre auch, dass sich die Schüler/innen als Synchronsprecher versuchen, was sich meist als Königsdisziplin herausstellt und mitunter auch für Gelächter im Unterricht sorgen kann. Eine weitere kreative Möglichkeit wäre, den Lernenden nur die Tonspur ohne Bild vorzuspielen („blind listening“), und die Schülerinnen und Schüler müssen versuchen zu beschreiben, wo sich der/die Sprecher/in gerade befindet, was er/sie gerade macht usw., sprich, was am Bildschirm zu sehen ist. 
Zu guter Letzt sind die Videos der besprochenen drei YouTube-Kanäle eine ausgezeichnete Möglichkeit, um den Lernenden landeskundliche Inhalte näher zu bringen. Dabei zeichnen sich die Videos nicht nur durch eine Aktualität aus, die in Lehrwerken meist fehlt, sondern auch durch eine mitunter ansehnliche Länge, die einen vertiefenden Einblick in die jeweilige Thematik erlaubt. 
Der Kreativität der Unterrichtenden im Umgang mit YouTube-Videos sind jedenfalls keine Grenzen gesetzt, was zu einem Motivationsschub im Rahmen der Unterrichtsvorbereitung führen könnte. Hinzu kommt, dass der Einsatz solcher Videos auch bei den Lernenden auf großes Interesse stößt und die Motivation, sich näher mit der russischen Sprache und Kultur zu beschäftigen, deutlich erhöht. Könnten YouTube-Videos daher vielleicht sogar das gute alte Lehrbuch ersetzen? Nein, das glaube ich nicht. Aber eine ideale Ergänzung, die vielfältige Möglichkeiten bietet, um die Sprach- und interkulturelle Kompetenz der Lernenden zu erweitern, bieten sie auf jeden Fall. 

Seite drucken