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19.-24.4. tschechisch-polnisch-russische Filmreihe, Salzburg


Emigration – Länderwechsel – Migration? Filme aus Osteuropa

"Migration ist seit langer Zeit eines der prägendsten kulturellen Phänomene. Namen trug es viele, Exil, Emigration oder Diaspora beispielsweise, und sicherlich waren die Formen all dieser Länderwechsel vielfältig, die Bedeutungen für die Personen, aber auch für die Gesellschaften, zwischen denen sie „wanderten“, immens. Mit einer tschechisch-polnisch-russischen Filmreihe, veranstaltet von Mitarbeiterinnen des Fachbereichs Slawistik der Universität Salzburg in Kooperation mit dem Neuen Mozartkino Salzburg, wollen wir uns osteuropäischen Blicken auf dieses Phänomen widmen. Dazu möchten wir Sie herzlich einladen." (Information des Fachbereichs Slawistik, Universität Salzburg)

Plakat mit Filmterminen

Programm: 
18.04.2012
Trzy kolory: Biały / Drei Farben: Weiߠ
(Frankreich/Polen 1993, Regie: Krzysztof Kieślowski)
19.04.2012
Osmdesát dopisů / Achtzig Briefe
(Tschechien 2010, Regie: Václav Kadrnka)
23.04.2012
Szczęśliwego Nowego Jorku / Prosit New Jork 
(Polen 1997, Regie: Janusz Zaorski)
23.04.2012
Amerika 
(Tschechien 1994, Regie: Vladimír Michálek)
24.04.2012
Poltory komnaty, ili sentimentaľnoe putešestvie na rodinu / Anderthalb Zimmer oder
Sentimentale Reise in die Heimat 
(Russland 2009, Regie: Andrej Chržanovskij)

Ort: Neues Mozartkino, Kaigasse 3, 5020 Salzburg
Zeit: Beginn jeweils um 18.00 Uhr
Im Originalton mit deutschen oder englischen Untertiteln
Programmänderungen vorbehalten: www.uni-salzburg.at/slaw
Eintritt: 8.-/ermäßigt: 6.-; „Reihen-Karte“ für alle 5 Filme: 32.-/ermäßigt: 24.- 

zu den Filmen: 

18.04.2012    Trzy kolory: BiaÅ‚y / Drei Farben: Weiß 

(Frankreich/Polen 1993, Regie: Krzysztof KieÅ›lowski) 
Die Tragikomödie Drei Farben: Weiß ist der zweite Teil der Drei-Farben-Trilogie des polnischen Regisseurs Krzysztof KieÅ›lowski über die drei Farben der französischen Flagge, die symbolisch für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit stehen. Drei Farben: Weiß gilt als der leichteste und amüsanteste Film der Trilogie.
Die Französin Dominique lässt sich von ihrem Mann, dem polnischen Friseur Karol, scheiden. Aufgrund seiner Sprachschwierigkeiten hat Karol vor dem Scheidungs¬richter keine Chancen: Er verliert nicht nur seine Frau, sondern auch den von seinen Ersparnissen gekauften Salon. Nach einem Neuanfang in Polen bringt er es zu einem kleinen Vermögen – das er benutzt, um sich an Dominique zu rächen... 
Mit einer überzeugenden Story zeigt  KieÅ›lowski in diesem Film,  dass die Menschen immer noch nicht gleich und die Ideale der Französischen Revolution  nicht  wirklich verwirklicht sind.

19.04.2012    Osmdesát dopisů / Achtzig Briefe 

(Tschechien 2010, Regie: Václav Kadrnka)
Grundlage für den Film Achtzig Briefe, der autobiographische Züge aufweist, sind die Erinnerungen Wascheks (des Regisseurs) und die erhaltene Korrespondenz zwischen seinen Eltern. Der Film spielt in der sozialistischen Tschechoslowakei an einem Tag im März 1987. Der Vater emigrierte schon vor einiger Zeit nach Großbritannien, die Mutter versucht mit ihrem vierzehnjährigen Sohn ebenfalls auszureisen. Für einen Mann, eine Frau und ein Kind, die in Gedanken immer zusammen sind, räumlich aber getrennt leben müssen, ist diese Situation kaum zu ertragen. Wie in einem Kammerspiel werden die Eintönigkeit und die Gleichgültigkeit, die in der Gesellschaft herrschen, mit der engen Verbundenheit von der Mutter, Waschek und seinem Vater kontrastiert.

23.04.2012    Szczęśliwego Nowego Jorku / Prosit New Jork 

(Polen 1997, Regie: Janusz Zaorski)
Dieser Film ist eine Adaptation des Buches Szczuropolacy (dt. Ratten-Polen) von Edward RedliÅ„ski. Wie in der literarischen Vorlage geht es in dem Film um eine Auseinandersetzung mit den Mythen und Mustern der polnischen Emigration in den USA. Am Beispiel von sechs Schicksalen zeigt Zaorski das langsame Scheitern polnischer Emigranten, die versuchen, in Amerika ein neues, besseres Leben zu beginnen und um jeden Preis den eigenen Familien und den Freunden ihren (nicht nur finanziellen) Erfolg beweisen müssen. Der american dream geht aber leider nicht so einfach in Erfüllung und die Protagonisten bleiben isoliert, einsam und in der eigenen Kultur und Sprache gefangen. Das Zusammenspiel zwischen dem Eigenen und dem Fremden wird hier anhand von prägnanten Szenen aus New York City präsentiert.

23.04.2012    Amerika / Amerika

(Tschechien 1994, Regie: Vladimír Michálek)
Der erste Spielfilm von Vladimír Michálek ist von Franz Kafkas unvollendetem Werk Der Verscholle inspiriert. Der junge Karl Rossmann verlässt Prag, um bei seinem Onkel Jakob in Amerika zu arbeiten. Jakob ist Multimillionär, der seine gesellschaftliche Stellung und seinen Reichtum der Beförderung von Wasser verdankt. Karl arbeitet sich zwar schnell ein und gehört bald zu dem Wasser-Imperium, seine vielversprechende Karriere endet jedoch plötzlich nach einer schicksalhaften Begegnung. Er landet regelrecht in der Gosse und erfährt schmerzlich die Schattenseiten Amerikas. 

24.04.2012    Poltory komnaty, ili sentimentaľnoe puteÅ¡estvie na rodinu / Anderthalb  Zimmer oder Sentimentale Reise in die Heimat 

(Russland 2009, Regie: Andrej Chržanovskij)
Anderthalb Zimmer ist der Titel einer autobiographischen Erzählung des Literaturnobelpreisträgers Iosif Brodskij (1940-1996). Anderthalb Zimmer: das war die durchaus typische Wohnsituation in der Kommunalka, der sowjetischen „Zwangs-Wohngemeinschaft“, die die Lebenshaltung mehrerer Generationen mit prägte. Diesen Text nimmt der außergewöhnliche Film Andrej Chržanovskijs zum Ausgangspunkt. Außergewöhnlich nicht nur, weil er eine ganz eigene Verbindung von Brodksijs Leben und Werk mit einem Bild des damaligen Leningrads schafft, mit dem Exil in Amerika (1972 Brodskij wurde ausgebürgert und kam über Wien in die USA) und Bildern des heutigen St. Petersburg. Der Regisseur flicht in seinen Spielfilm dokumentarisches Material ein, das die Sowjetunion in den 1950er und 1960er Jahren aufleben lässt. In animierten Sequenzen wird der Kater, der Lebensbegleiter des Dichters, zur Hauptfigur. Dazwischen erklingen Originalaufnahmen von Brodskijs Rezitationen der eigenen Gedichte, ein wahres Hörerlebnis. Der Regisseur entführt die Zuschauer so in eine Bilder- und Geschichtenwelt, in der sich spielerisch Länder, Zeiten und natürlich Sprachen und Lebensläufe kreuzen. 


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