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Russische Filme im Filmmuseum


Mi 14.05.2014 19:00 (Russ. ZTmdU)

Zemlja (Erde) (1930)

Regie, Drehbuch: Aleksandr Dovženko; Kamera: Daniil Demutskij; Darsteller: Stepan Škurat, Semen Svašenko, Julija Solnceva, Elena Maksimova, N. Nademskij. 35mm, s/w, ca. 73 min

Zemlja oder eine der Sternstunden des Films. Erzählt wird eine doppelte Geschichte – die eine, historische, findet zu einem bestimmten Zeitpunkt statt, die andere, epische, sprengt die Fesseln der Zeit. Der Konflikt zwischen Altem und Neuem, Kulaken hier und Bauern dort, die in Kooperative einen Traktor angeschafft haben. Und mitten darin, Vorder- und Hintergrund zugleich, ein Poem auf die Liebe, den Tod und den großen, Ruhe und Beunruhigung verschenkenden Zyklus der machtvollen Natur. Wogendes Getreide unter Wolkengebirgen, Heerscharen abgefallener Äpfel funkelnd und schimmernd im Herbstregen, Liebende, erstarrt vor Ernst und Ekstase in einem nächtlichen Garten, Felder voll Sonnenblumen, dem Emblem der Ukraine. Bilder, in denen das Plastische, Prägnante, Komponierte mit einem Glanz wetteifert, der über die Konturen der Dinge drängt. Er betrachtete sich, hat Dovženko mit bescheidener Pathetik gesagt, als Opfer seines Fühlens. (H.T.) 

So 18.05.2014 19:00

Čelovek s kinoapparatom (Der Mann mit der Kamera) (1929)

Ein Film von Dziga Vertov in Zusammenarbeit mit Elizaveta Svilova; Kamera: Michail Kaufman. 35mm, s/w, ca. 74 min Restaurierte Fassung

Eine futuristische Liebeserklärung an den Rhythmus der Stadt, des Lebens, des Films. Kein Film hat jemals in ähnlich rauschhafter Begeisterung das eigene Medium gefeiert und dargestellt wie Der Mann mit der Kamera. Indem Dziga Vertov das Filmen filmt und beständig hinter dem Entstehen des eigenen Films herjagt, vereinigt er die tollkühnsten Meriten der Avantgarde mit dem Tempo eines Chaplin’schen chase movie und der hymnischen und reflektierten Darlegung aller Möglichkeiten des Kinos. Vertov filmt den Kameramann beim schwindelerregenden Versuch, das Chaos des Lebens einzufangen, den Schneidetisch, das Labor, den Kinosaal, das Publikum beim Betrachten des Films, kurzum das gesamte Bezugsfeld Welt – Filmschöpfung – Rezeption. (H.T.) 

Fr 23.05.2014 19:00 (Russ. OmeU)

Aleksandr Nevskij (1938)

Regie: Sergej Eisenstein; Drehbuch: Petr Pavlenko, Eisenstein; Kamera: Ėduard Tissė; Musik: Sergej Prokofjev; Darsteller: Nikolaj Čerkasov, Nikolaj Ochlopkov, Andrej Abrikosov, Dmitrij Orlov, Varvara Massalitinova. 35mm, s/w, 108 min

Den Parteikritikern war Eisenstein schon lang ein Dorn im trägen Aug’. Neben dem Delikt „künstlerischer Fehler“ wie „Formalismus“ und „Intellektualismus“ steht er in Verdacht, „linksradikal“ zu sein. Sein erster Tonfilm Aleksandr Nevskij (dessen ganzem Entstehungsprozess Aufpasser beigestellt sind) nimmt sich wie ein Akt der Revision aus. Statt der zertrümmerten Fabel: eine lineare heroische Geschichte. Statt der Masse als Protagonist: ein strahlender und blonder Volksheld. Im Finale die Schlacht am zugefrorenen Peipus-See zu brausender Prokofjev-Musik. Endgültiger Sieg der Guten (russische Recken) über die Bösen (deutsche Ordensritter). Wie groteske Reptilien oder Teile einer gigantischen Vernichtungsmaschine erscheinen die deutschen Ritter in ihren Topfhelmen, weißen Mänteln, weißen Ornaten. Terror als Geometrie und Ornament. Die Adresse ist eindeutig: der NS-Faschismus. (H.T.) 

Mo 26.05.2014 19:00 (Russ. OmdU)

Ėntuziazm (Simfonija Donbassa) (1930)

Regie: Dziga Vertov; Co-Regie: Elisaveta Svilova; Kamera: Boris Cejtlin, K. Kulaev; Musik: Nikolaj Timofeev. 35mm, s/w, 68 min Restaurierte Fassung

Während sich die meisten Regisseure dem Tonfilm skeptisch näherten, feierte Dziga Vertov diesen als Bereicherung. Mehr noch: als Vervollkommnung des Mediums. Ėntuziazm (Simfonija Donbassa) demonstriert die Möglichkeiten von Geräusch und Musik mit solch programmatischer Brillanz, dass der Film noch heute wie ein unüberholtes Lehrstück in Sachen Bild-Ton-Montage erscheint. Der Beginn, in dem die Gesänge des alten orthodoxen Russland mit Einstellungen von Kirchen, Betenden und Alkoholikern gekoppelt sind, und die darauffolgenden „Gesänge“ von Hochöfen, Kolben und Erntemaschinen zählen zum Faszinierendsten in Dziga Vertovs Schaffen. Charles Chaplin: „Ich halte Ėntuziazm für eine der erregendsten Sinfonien, die ich je gehört habe.“ (H.T.) 

Do 12.06.2014 19:00 (Russ. OmdU)

Aėrograd (1935)

Regie, Drehbuch: Aleksandr Dovženko; Kamera: Ėduard Tissė, Michail Gindin, Nikolaj Smirnov; Musik: Dmitrij Kabalevskij; Darsteller: Stepan Šagajda, Sergej Stoljarov, Evgenija Mel'nikova, Stepan Škurat, G. Coj. 35mm, s/w, 81 min 

Einer der schönsten Beiträge zur Utopie, die zu träumen es vor unendlich langen Jahren noch möglich war in einem dahingeschwundenen Reich namens Sowjetunion – wenn man über den Enthusiasmus, die Traumkraft und Naivität Aleksandr Dovženkos verfügte. Am Ende der Welt, dort, wo Taiga und Pazifik aneinanderstoßen, soll Aėrograd, die Stadt der Zukunft entstehen. „Achtzig Sonnen lang“ ist ein arktischer Trapper auf Schiern über die verschneiten Weiten geeilt, um den Bau dieses neuen Jerusalems mit anzusehen, ein mongolisches Lied auf den Lippen, das die Teile des Films wie eine lyrische Klammer verbindet. Die Montage, die Dovženko in den Tonfilm hinüberrettet, verleiht ihm einen Zauberstab der Abstraktion. Mitten in schäumenden Wolken formieren die aus allen Himmelsrichtungen kommenden Flugzeuge der Roten Armee, orchestriert vom An- und Abschwellen der Motorenmusik, ein himmlisches Muster wie auf den Collagen Rodčenkos und den kühnsten Textilentwürfen der russischen Avantgarde. (H.T.) 

Mi 18.06.2014 19:00 (Russ. ZTmdU)

Stačka (Streik) (1924)

Regie: Sergej Eisenstein; Drehbuch: Proletkult unter der Redaktion von Valerij Pletnev, Eisenstein, Ilja Kravčunovskij, Grigorij Aleksandrov; Kamera: Ėduard Tissė; Darsteller: Ivan Kljukvin, Aleksandr Antonov, Michail Gomorov, Maksim Štrauch, Grigorij Aleksandrov. 35mm, s/w, ca. 104 min

  Vorbereitung, Durchführung und Niederwerfung eines Streiks. Der Vorhof der Revolution: die Fabrik. Er mache, so Eisenstein, kein Kino des Auges, sondern der Faust. Durchschnittene Rinderkehlen. Hingemetzelte Arbeiter. Bilder vom Schlachthof und Bilder des vom Militär niedergemachten Streiks: brachialer Tanz der Montage. Tierblut als Metapher für Unterdrückung. Film wie erweiterte Wochenschau: reale Orte, statt „Schauspielern“ ein unerhörter, neuer Held – die Masse. Und das, was das Wochenschaumäßige, Nicht-Kinohafte erweitert, ein filmischer Sturm: die „Montage der Attraktionen“, eine Art mathematisch berechneter Attacke auf Wahrnehmung, Gefühl und Denken in Form eines aggressiven Wechselbads widersprüchlicher Bilder. Ungeglättet, unakademisch wie nie danach vertraut Eisenstein in seinem ersten langen Film auf die Macht der Kontradiktion. Ein Film voller Erfindungslust, Energie, jugendlichem Überschwang. (H.T.) 

Di 10.06.2014 19:00 (Russ. ZT)

Arsenal (1929) 

Regie: Aleksandr Dovženko; 35mm, 86 min (18 B/Sek), russ. ZT / Übersetzung liegt auf 

Drehbuch: Dovženko; Kamera: Daniil Demuckij; Darsteller: Semen Svasěnko, Nikolaj Kučinskij




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