"Russische Lieder auf offener Straße"


Erinnerungen an die Internationale Russischolympiade in Moskau

Sonntag 20.11.2016

Heute haben 10 österreichische Schüler und 1 Lehrer (niemand geringeres als Walter Walterowitsch Bunzenberger alias ВВ) ein großes Abenteuer begonnen. Treffpunkt war der Flughafen Wien-Schwechat 0800, weshalb einige, die weiter weg wohnen ihre Reise schon in den frühen Morgenstunden starten mussten. So trafen sich die Olympioniken schlussendlich mehr oder weniger ausgeschlafen vor den Checkin-Schaltern; bis auf zwei Schülerinnen aus Graz, welche schon per Flugzeug nach Wien geflogen waren, und deshalb schon am Gate warteten. Nach einem kurzen Kennenlernen ging es dann auch schon schnurstracks zu den anderen Gruppenmitgliedern. Darauf folgte wohl der Teil, auf den sich schon alle freuten: der Flug, welcher ausgezeichnet dazu genutzt werden konnte, dem Schlafdefizit entgegenzuwirken. 

Angekommen am Flughafen musste sich die Reisegruppe den strengen Kontrollen der Einreisebehörde stellen. Nichtsdestotrotz schaffte sie es dann doch durch, worauf dann das nächste Problem folgte: ein Koffer war verschwunden. 30 Minuten Diskussion mit der russischen Version eines Lost-and-Found-Schalters kam man doch drauf, dass das Gepäckstück neben dem dortigen Mitarbeiter stand (Juhuu!). 

Dann bemerkte man: Auch das slowakische Team hatte das gleiche Problem. Dann endlich ging es gemeinsam mit dem italienischen, slowakischen und deutschen Team, wobei letzteres aus einer Person bestand, ab in den Bus und es wurde Kurs auf eine der größten Straßen Russlands, den Leninprospekt, genommen, wo das Hotel, in dem alle Delegationen wohnen, ist. Trotz der anstrengenden Anreise ging es dann nach einer kurzen Pause im Hotel weiter: Kultur war angesagt! Also begann man die eineinhalbstündige Fahrt ins Zentrum nach einer kurzen Stärkung (2 Schokoriegel und eine Mandarine als Tagesration). Ein bisschen gestärkt wurden dann in eisiger sibirischer Kälte die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in schöner Beleuchtung besichtigt; mit äußerst informativen Fakten von ВВ. Erfroren und erschöpft traten die Schüler dann wieder den langen Heimweg ins schöne warme Hotel an. 

Im Großen und Ganzen ein sehr schöner, wenn auch anstrengender Auftakt der Reise. Die Spannung ist schon groß, morgen geht es dann mit den Tests los! (Fabian Wallentin)

Montag 21.11.2016

Bevor sich die österreichische Delegation um 9 Uhr in der Hotellobby traf, konnte jeder von uns das Hotelfrühstück genießen. Neben typisch russischen Speisen wie „Bliny“ gab es eine Menge an international bekannter Auswahl, wie zum Beispiel Spiegelei, Müsli, belegte Brote und Croissants. 

Nach dem Frühstück wurden wir gemeinsam mit anderen Nationen mit dem Bus zum Puschkin-Institut gebracht, wo wir zuallererst unsere Begleiterin, namens Ksenija, kennenlernten. Später im Hörsaal wurde uns der Ablauf der Olympiade und der folgenden Tage erklärt. Vor dem Mittagessen hatten alle Delegationen in einem eigenen Klassenraum die letzte Möglichkeit, sich für die Eröffnungszeremonie, wo alle Länder sich mit einem kurzen Auftritt vorstellen sollten, vorzubereiten. Wir einigten uns auf das Vortragen eines Jodelgesangs, gesungen von zwei steirischen Mädchen, das Singen des Liedes „I am from Austria“ und das Aufsagen einiger Sätze betreffend Österreich und Russland. Das anschließende Mittagessen wurde uns von der Kantine des Instituts bereitgestellt. 

Um 15 Uhr wurde schließlich die 14. Internationale Russischolympiade feierlich eröffnet. Die Auftritte aller Nationen dauerten bis 18 Uhr, wobei einer interessanter und amüsanter als der andere war. Nach dem anschließenden Abendessen im Institut wurden wir wieder mit dem Bus ins Hotel geführt. Hier endete das Programm des Instituts, doch die österreichische Delegation dachte gar nicht daran, sich auszuruhen. Viel mehr machten wir uns auf den Weg in die Stadt, wo wir auf dem Starij Arbat spazierten. 

Zu Mitternacht kehrten wir nach einer langen Metro-Fahrt ins Hotel zurück, wo wir alle erschöpft aber voller Vorfreude auf die erste, schriftliche Prüfung am folgenden Tag, in die Betten fielen. (Simon Scherpke)

Dienstag 22.11.2016

Nach einem anstrengenden ersten Tag gingen wir wieder um 07:45 in den liebevoll eingerichteten Frühstücksraum des Hotel Saljut, in dem schon zig andere Angehörige der anderen Delegationen warteten. Dort stärkten wir uns mit einer ausgezeichneten Auswahl an russischen Frühstücksspeisen, wie Kotljeti oder Bliny. Dann ging es auch schon nach einer Stunde weiter in dem Bus Nomer Odin, um uns in den alltäglichen Moskauer Verkehrswahnsinn zu stürzen. 

Angekommen begannen auch gleich die schriftlichen Tests mit einer äußerst großzügig bemessenen Zeit von 3 Stunden für 150 Wörter in den Stufen A2 und B1, in welche wir uns alle eingetragen haben. Danach nahmen wir sogleich wieder ein vorzügliches Mahl in der Stalowaja des Puschkin-Institutes ein, was sich auch unser Begleitlehrer Walter Walterowitsch keinesfalls entgehen ließ. 

Nach dem Mittagessen unternahmen wir zusammen mit den anderen Delegationen eine Autobustour, welche jedoch leider nur in einem einzigen Stau endete. Nichtsdestotrotz waren wir frohen Mutes, denn uns erwartete auf jeden Fall eine weitere überaus köstliche Mahlzeit im Puschkin-Institut, dessen Essen sich besonders durch die große Vielfältigkeit auszeichnet. 

Erschöpft entschieden wir uns dazu, sofort ohne nächtliche Stadttour zurück ins Hotel zu fahren, und nützten den Abend dazu, uns so gut wie es ging auf den morgigen Test, vor dem wir uns schon alle fürchteten vorzubereiten: Dem Test über Landeskunde, bei dem es, so wie mir jetzt, am Vorabend erscheint, schon ein Wunder ist, wenn wir, besonders die, die das Level B1 gewählt haben, mehr als 20% schaffen. In diesem Sinne freuten wir uns schon auf den morgigen Tag und die morgige Nervenprobe, mit Wissen von geringem Umfang über Kunst, Kultur und Geographie der Russischen Föderation beim morgigen „Stranowedenije“-Test anzutreten! (Fabian Wallentin)

Mittwoch 23.11.2016

Nach dem täglichen Frühstück im Hotel wurden wir um 9 Uhr mit dem Autobus ins Hotel gefahren, wo die zweite Prüfung der Olympiade auf uns wartete. Diese trug den Namen „Stranowedenie“, was übersetzt „Landeskunde“ bedeutet. 

Wir teilten uns mit zwei montenegrinischen Teilnehmern den Klassenraum, in dem immer vier Prüflinge sitzen durften. Man konnte zwei Themengebiete ziehen und eines davon für die Prüfung auswählen und hatte danach ungefähr eine halbe Stunde Zeit, um sich für die bevorstehenden Fragen anhand der vorgegeben Bulletpoints vorzubereiten. 

Die Themenbereiche der Landeskunde hatte einen enormen Umfang, so wurden von uns Österreichern Themen wie Sport in Russland, Geschichte Moskaus oder russische Vegetation gezogen. Leider mussten sich viele von uns eingestehen, dass das faktische Wissen teilweise nicht vorhanden war, weshalb es sich als schwierig herausstellte, auf sämtliche Fragen der Prüfer, die unter anderem sehr ins Detail gingen, eine zufriedenstellende und vollständige Antwort zu geben. 

Trotz allem überstanden alle die Prüfungohne die gute Stimmung, die besonders bei unserer Delegation auffiel, zu verlieren

So fuhren wir nach dem Mittagessen im Institut mit der Metro ins Zentrum, wo wir uns den Kreml anschauten. Sowohl für die, die ihn zum ersten Mal sahen, als auch für die, die schon einmal dort waren, war es ein beeindruckendes und schönes Erlebnis. 

Am Abend trennte sich unsere Gruppe, da Fabian, Rossen und ich Professor Bunzenberger gebeten hatten, uns den Abend freizugeben, da wir unsere Austauschschüler aus dem letzten Jahr treffen wollten. Während wir in der Stadt mit unseren russischen Freunden zu Abend aßen, sah sich der Rest der Gruppe eine Vorstellung im Zirkus an, wovon sie im Nachhinein nur positiv und begeistert erzählen konnten. Am späten Abend trafen wir uns alle wieder im Hotel, wo einige sofort müde ins Bett fielen, andere jedoch sich noch in der Lobby mit Schülern aus anderen Ländern und Kontinenten austauschten. (Simon Scherpke)

Nach dem Kreml machten Christina, Magdalena, Alexander, Gabriel, Jakob und ich uns mit Walter Walterowitsch Bunzenberger auf den Weg zum Zirkus. Der Zirkus sah nicht so aus, wie wir uns in Österreich einen Zirkus vorstellen. Denn als wir ankamen stand dort kein Zirkuszelt sondern ein riesiges Gebäude, das eine Form ähnlich einem Zirkuszelt hatte. Im Zirkus erwartete uns vor der Garderobe ein kleines Orchester, welches die Menschenmenge unterhielt. Bepackt mit Popcorn und Zuckerwatte begaben wir uns zu unseren Plätzen. Die Show war der "Wahnsinn". Die Artisten stellten ihr Können beim Trampolinspringen, bei der Akrobatik, beim Jonglieren und vielem mehr unter Beweis. Mir hat es sehr gefallen, dass sie wenige Shows mit Tieren machten. So gab es eine Hundeshow, eine Pferdeshow, die mich sehr beeindruckt hat und eine Wildkatzenshow. Diese war dann doch ein bisschen zu viel des Guten, denn sie hatten insgesamt 12 Wildkatzen, da hätten aber auch 5 genügt. Auch der Clown war sehr unterhaltsam. Als er die Auskunft eines Navigationssystems befolgte, kam er direkt auf uns zu, drängelte sich an uns vorbei und setzte sich auf Christina. Alles in allem eine unglaubliche Darbietung die keiner von uns so schnell vergessen wird! (Johanna Mösenbacher)

Donnerstag 24.11.2016

Langsam aber sicher neigte sich die Olympiade dem Ende zu: unser letzter Test stand an. Für uns, die österreichische Delegation, bedeutete das ein Redeexamen

Wir fühlten uns verglichen zu gestern, als der Schwerpunkt nicht nur auf dem sprachlichen, sondern auch fachlichen Aspekt lag, äußerst sicher, denn Grammatikübungen, Lesetexte und Smalltalk hatten wir schon ausgiebig in der Schule geübt. Die Tests entsprachen unseren Erwartungen und wir konnten alle mit einem einigermaßen guten Gefühl den Klassenraum verlassen. So suchten wir frohen Mutes die schon liebgewonnene Kantine auf und jeder hatte wieder die Möglichkeit aus köstlichen Speisen, wie Gretschka s Kotljetami, auszuwählen – eine besser als die andere. 

Daraufhin teilte sich unsere Gruppe jedoch: Während eine Österreicherin sich der Herausforderung stellte, ganz alleine in die Tretjakowskaja Galereija zu fahren, um sich Meisterstücke wie das „Schwarze Quadrat“ (1929) von Malewitsch anzuschauen, blieben zwei vollkommen erschöpfte im Institut und schauten sich eine Verfilmung von einem Werk Puschkins an. Die restlichen machten sich mit einem Schüler aus Tadschikistan und zwei deutschen auf den Weg, um Souvenirs zu kaufen und die Twerskaja Uliza zu erkunden. Am Weg dorthin machten wir sogar in einem äußerst urigen Lokal Rast, wo es preiswerten Tee und Piroschki zu kaufen gab. Unsere kleine Exkursion endete dann am Pushkinskaja Ploschad’, wo wir die Statue von niemand geringerem als dem Namensgeber des Institutes, Alexandr Sergevitsch Puschkin, bestaunen konnten – und dies, so wie bei allen anderen Sehenswürdigkeiten auch mit Informationen von unserem russlanderfahrenen Begleiter Walter Walterowitsch

Gleich neben der Statue wartete schon der Höhepunkt des Tages auf uns. Wir hatten die Ehre uns im Theater Russland das Musical Soluschka (Aschenputtel) anzuschauen, welches mit Live-Orchester und spektakulären special effects aufgeführt wurde. Für uns alle ein atemberaubendes Erlebnis. 

Der Heimweg war jedoch auch ganz besonders: Die österreichische Delegation, also wir, versuchte, als wir auf die Autobusse zum Hotel gewartet haben, die Stimmung zu heben, und stimmten so auf offener Straße allseits bekannte russische Lieder wie Katjuscha oder Djen’ Rojdenija (von Krokodil Gjena) an, woraufhin fast alle übrigen 180 Teilnehmer und auch Begleitlehrer zu singen begannen – äußerst phänomenal. Kein Wunder, dass wir alle danach sofort zu Bett gingen, um gut ausgeruht für die Abschlusszeremonie zu sein. (Fabian Wallentin)

Freitag 25.11.2016

Am Freitag besuchten alle Teilnehmer der Olympiade eine russische Schule, wo die Möglichkeit bestand, sich mit russischen Schülern auszutauschen, verschiedene Stunden bzw. Fächer zu besuchen und den russischen Schulalltag näher kennen zu lernen. Wir Österreicher besuchten das Gymnasium Nr. 1517, welches sehr modern ausgestattet ist und äußerst gastfreundliche Schüler hat. Begrüßt wurden wir durch eine Tanzeinlage der Zweitklässler, danach führten uns ältere Schüler durch die Schule und in verschiedene Stunden. Dort wurden wir unter anderem in den Russisch-, Musik- und Tanzunterricht eingebunden. 

Nach dem Mittagessen wurden wir mit dem Bus in Zentrum gebracht, wo im Festsaal des Historischen Museums, welches sich auf dem Roten Platz befindet, die Siegerehrung und Abschlusszeremonie der Olympiade stattfanden. Es wurden Einzelpreise für die jeweiligen Prüfungskategorien (Essay, Landeskunde, Mündlich), für den Bewerb „Junij Orator“ (ein Redewettbewerb, bei dem von uns Österreichern nur ein Mädchen teilnahm) und für die Gesamtwertung verteilt. Aus Österreich belegten Gabriel Paulus, ein Schüler aus Salzburg, der die beste Antwort für das Thema „Sport“ in der Landeskundeprüfung gab, und Alexandra Lehner, eine Schülerin aus Graz, die ebenfalls die beste Antwort für das Thema „St. Petersburg“ in der Landeskundeprüfung gab, einen ersten Platz. 

Nach der Zeremonie wurden wir ins Institut gebracht, wo ein Buffet auf uns wartete. Anschließend fuhr uns der Bus ins Hotel zurück, wo wir mit unserem Begleiter eine Nachbesprechung hielten. Nach dem gemeinsamen Austausch über die vergangene Woche dachte jedoch niemand an das Schlafengehen, obwohl es schon nach 10 Uhr war. Viel mehr trafen wir uns noch mit vielen anderen Teilnehmern aus anderen Ländern im Hotel und genossen unseren gemeinsamen letzten Abend in Moskau. (Simon Scherpke)

Samstag 26.11.2016

Nun war es so weit: Der Abreisetag stand an. Geschwächt von unserem Abschlussabend im Hotel schliefen wir alle bis ungefähr 09:00 aus, um dann noch schnell zu packen und uns ein letztes Mal mit dem Frühstück im Hotel Saljut zu stärken. Um 10:50 galt es dann auch, sich von den anderen Delegationen, welche noch im Hotel waren, zu verabschieden und den Autobus zu besteigen. Mit einer äußerst großzügigen Zeitreserve kamen wir am Flughafen an und begaben uns gemeinsam vor die Sicherheitskontrollen, um die Woche zu rekapitulieren, und setzten uns dann in das Flugzeug, welches jedoch mit einer Verspätung startete, wodurch so mancher Zug und auch der Anschlussflug nach Graz verpasst wurde. 

Angekommen in Wien hieß es dann Abschied nehmen. Uns viel das gar nicht so leicht, so haben wir uns doch alle in dieser Woche sehr gut angefreundet und haben uns an unsere Gruppe vollends gewöhnt... In diesem Sinne hoffen wir, dass sich unsere Wege bald wieder kreuzen und werden alle diese überaus tolle Reise in bester Erinnerung behalten. (Fabian Wallentin)

Teilnehmer

BG/BORG HIB Graz-Liebenau Gymnasium: Christina Adam, Alexandra Lehner

BG/BRG Stainach: Johanna Mösenbacher

Wirtschaftskundliches Realgymnasium und Oberstufenrealgymnasium der Franziskanerinnen Wels: Cajetan Heinz 

Schottengymnasium: Rossen Nenov, Fabian Wallentin, Simon Scherpke

BG/BRG St. Pölten: Magdalena Pfeffel

BG/BRG Laa an der Thaya: Jakob Bauer, Mag. Walter Bunzenberger (Begleitlehrer und Delegationsleiter)

BG Zaunergasse: Gabriel Paulus

Bericht des Delegationsleiters