Von Graz nach St. Petersburg - Schüler erzählen


Ballfoto im Osten

Vor dem Blockadedenkmal

Die Erlöserkirche in St. Petersburg als Kulisse

Jelagin-Palast: nach dem Ball der Bälle

PITER – PETERSBURG – САНКТ ПЕТЕРБУРГ – VENEDIG DES NORDENS 

Und ehe wir uns versahen standen wir nun also da, zwischen zahllosen, in verschiedene Grautöne gehüllten, sowjetischen Plattenbauten. Der Flug war angenehm. Ein paar Turbulenzen, nichts Aufregendes. Mit dem Bus vorbei am Media Markt und, Gott bewahre, der Schriftzug war orange! Wir waren also tatsächlich in Russland angekommen.

Unser erstes russisches Vier-Gänge-Menü

Nach einem freundlichen Empfang seitens der Gastfamilien ging es zu ihnen nach Hause. Meist bescheidene kleine Wohnungen – aber dennoch gemütlich! Wir waren müde und satt und der meisten Schüler Tendenzen gingen in Richtung 'schlafen'. Doch St. Petersburg war da anderer Meinung... Wie aus dem Nichts plötzlich ein paar unverständlich schnelle Worte von Seiten der Gastmutter... Unbehagen... Hilflosigkeit... Verzweifeltes Suchen nach einer Möglichkeit, dieser prekären Situation Herr zu werden, oder dieselbe zumindest aus dem Weg zu räumen. Und so begab es sich: Der erste Einsatz unserer unendlichen Vielfalt an russischem Fachvokabular, angewandt mit einem vor Selbstbewusstsein strotzendem, wenngleich anmutigem: „Да.“ (Ja)
Wie sich schon bald zeigte, hatte die zuvor von der Gastmutter getätigte Aussage eine Frage, ob man denn etwas essen wolle, dargestellt. Und so bekamen wir am Sonntag Abend um halb zwölf unser erstes russisches Vier-Gänge-Menü serviert.

Der nächste Morgen. Kälte. Dunkelheit. Am Fenster die klirrenden Krallen russischen Eisregens. Paralysiert standen wir nun der nächsten Hürde gegenüber; dem Frühstück, welches sich im Verlauf aber als willkommene Gelegenheit entpuppte, das Schweigen mit einem hochgradig interessanten und tiefgründigen Gespräch das Wetter betreffend zu brechen und so erneut unsere gigantische sprachliche Kompetenz unter Beweis zu stellen. 

Hauptsache sprechen!

Erste Hemmungen waren schnell aus dem Weg geräumt, als die Gastfamilien tatsächlich auf Russisch und nicht mit gefürchteten fragenden Blicken antworteten, was im weiteren Verlauf in teils effektgeladenen, sprich mit Hand und Fuß geführten, Konversationen über Kultur, Sport, Schule, Hobbies, Glaube und Politik zu gipfeln vermochte. Hauptsache sprechen! Und so begann der Alltag, erfüllt von emotionalen Glücksmomenten wie dem Aufreissen einer Packung „Сушки“ (Salzgebäck), niederschmetternden Rückschlägen wie dem Moment, bei dem die Bedienung im russischen „Subway“ statt 'ветчина' (Schinken) 'тунец' (Thunfisch) ins Sandwich legte, sowie natürlich bereichert vom akribisch organisierten Exkursions -und Unterrichtsplan, den unsere Professoren mit den russischen Kollegen ausgearbeitet hatten.
Ebenjener führte uns von den sehenswürdigsten aller Sehenwürdigkeiten St. Petersburgs bis hin zu jenem durchaus markanten farbenfrohen Gebäude Russlands, der Moskauer Храм Василия Блаженного (Basilius- Kathedrale), die in alle ihrer Pracht unmittelbar neben den Mauern des mächtigen Кремль (Kreml) am Красная Площадь (Roter Platz) emporsteigt. Eben dorthin brachte uns der neue Hochgeschwindigkeitszug САБСАН mit 200 km/h, der Moskau und St. Petersburg verbindet.

Einzig übergipfelt wurde diese prachtvoll anmutende Architektur von jenem golden glänzenden, obgleich unvorhersehbaren Ereignis ... 

Ein kleiner Balltraum

Ich sitze in meiner Pferdekutsche, welche ich erst letzte Woche anfertigen habe lassen, extra für diesen Ball, der als einer der wichtigsten im russischen Imperium gilt. Der Blick aus der Kutsche bietet eine atemberaubende Aussicht auf die mit schneeweißen Eisschollen bedeckte Neva, und in mir steigt die Vorfreude auf. 

Meine Mutter beauftragte die besten Schneiderinnen des gesamten Zarentums, um mir ein Kleid anzufertigen, welches in keinster Weise an Schönheit übertroffen werden könnte.

Die Kutsche fährt vor dem prunkvollen Schloss der mächtigsten Königsfamilie der Welt vor, und ich werde ins Schloss geleitet. Im Inneren werde ich von Andrej Volkonskij empfangen, und Napoleon lässt mich mit einem lusttriefenden Handkuss erröten. Seine Frau darf davon nur nichts erfahren. Wir tanzen Polonaise, Mazurka, und eine schwungvolle Polka, und.. 

Ok vielleicht übertreibe ich ein wenig, denn in Realität war ich nicht im 19. Jahrhundert mit Napoleon auf diesem Ball, sondern im 21sten mit meiner Klasse auf einer Exkursion. Dennoch fühlten wir uns zurückversetzt in eine längst vergangene Zeit, da wir in prunvolle Kleider geschlüpft waren, und in einem herrlichen Ambiente des Festsaales des Schlosses tanzten.

Елагин Дворец – незабываемые впечатления! 

Мы посетили Елагин Дворец и сначала было немного скучно, потому что никто не знал этот дворец и мы все были уставшими. Вдруг пришёл какой-то мужчина и попросил нас подняться на второй этаж. Там были платья, красивые, старые, которые можно было надеть, перчатки, шляпы ..... Я выбрала такое красивое платье, Боже, я влюбилась в это платье!
Мы все спустились в бальный зал. Девушки в платьях, мальчики во фраках и в старинных костюмах. Появились Наполеон и Андрей Волконский, герой Толстого.

Этот мужчина нам показал, как они раньше танцевали. Было замечательно!

Когда мы приехали, нам было скучно, а когда надо было уехать, мы уже не хотели.

Doch um der Seiten dieses Buches Willen, sehen wir nun die Zeit gekommen dem Bericht ein End' zu setzen. Es ist nicht möglich hier an dieser Stell von all dem zu erzählen, was uns Russland selbst erzählte.

Die Welt ist ein Buch. 
Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon. 
- Hl. Aurelius Augustinus (354 - 430) 

Text und Bilder: Paul Mick, Fabian Klingberg, 7A, mit Unterstützung von Julia von Schmeling, Philipp Gherman, Christopher Pichler, 7C - der Austauschbericht vom 21. Russland-Schüleraustausch des Gymnasiums HIB Graz Liebenau im April 2012 ist eine bearbeitete Fassung des Artikels im Schuljahresbericht 2011/12