Moskau am Abend des 10.10.2015
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Samara - gute Erfahrungen mit der russischen Provinz


Привет!
Mein Name ist Mats Grobe, ich bin 19 Jahre alt, habe in einem Wiener Gymnasium in Russisch maturiert und war von September 2019 an sechseinhalb Monate in Samara, Russland, als Freiwilliger tätig. Im Folgenden möchte ich ein wenig über meine Erfahrungen in und außerhalb meines Projektes erzählen und was mich an Russland besonders überrascht hat.  

Den Großteil meiner Zeit in Samara habe ich natürlich in meinem Projekt verbracht. Dabei habe ich in einem jüdischen Kindergarten namens Makkabi Lauder mit zwei- bis dreijährigen Kindern zusammengearbeitet. Meine Aufgaben bestanden im Wesentlichen darin, den Kinder bei alltäglichen Aufgaben zu helfen, die ob ihres Alters noch nicht alleine bewältigen konnten.

 Ich habe ihnen zum Beispiel beim Essen geholfen und auch beim Umziehen, weil wir täglich mit ihnen auf den Spielplatz gegangen sind und man in Russland wegen der Kälte dafür mindestens zwei bis drei Kleidungsschichten braucht. Es war schön zu sehen, wie sich die Kinder im Laufe des Jahres weiterentwickelt haben und damit immer selbstständiger geworden sind. Abgesehen davon habe ich natürlich mit den Kindern gespielt und diverse Kinderbücher vorgelesen. 

Auf der anderen Seite habe ich viel Zeit in der international geprägten Community verbracht. Glücklicherweise gibt es in Samara ein großes Netzwerk an internationalen Studenten und Freiwilligen, zum Teil, weil meine Hosting Organisation „Lastochki“ sehr aktiv ist. Ehrlich gesagt, weiß ich von keiner Stadt in Russland, in der während meiner Zeit mehr Freiwillige für den ESK gearbeitet haben. 

Auf der anderen Seite gibt es auch noch die Studentenorganisation AEGEE, die relativ viele Events organisiert, wodurch ich auch meine späteren Freunde aus Bolivien und Ruanda kennengelernt habe. Bei diesen Events wurde ich (für mich überraschend) öfters gebeten, über diverse Themen wie zum Beispiel Mülltrennung zu reden. Russland hat immer noch ein großes Problem mit seiner Umweltverschmutzung und überfüllten Mülldeponien. 

Am meisten hat mich die kulturelle Vielfalt Russland beeindruckt. Da mein Kindergarten mir glücklicherweise immer, wenn ich wollte, erlaubt hat, meine Ferientage wahrzunehmen, konnte ich das Land schon im Winter bereisen. So haben wir uns immer wieder in Gruppen von Freiwilligen zusammengetan und sind dann losgefahren. 

Im Herbst waren wir zusammen in Kazan, der Hauptstadt des muslimisch geprägten Tatarstan, zu Neujahr waren wir mit Freiwilligen des Goethe Institutes in Moskau und im Februar waren wir eine Woche in Sotschi. Das war besonders beeindruckend, weil man dort aufgrund der Nähe von Bergen und Meer am gleichen Tag baden und Ski fahren kann. 

Insgesamt sind Russen Mitteleuropäern gegenüber sehr positiv eingestellt. Wir hatten zwar ein paar Vorfälle, bei denen sich Einheimische lautstark darüber beschwert haben, dass wir Englisch und kein Russisch sprechen, der Großteil jedoch war begeistert darüber mit Ausländern zu reden. Besonders bei der älteren Generation ist mir aufgefallen, dass einige mehr Wörter auf Deutsch als auf Englisch kennen. Vor allem in Samara bin ich öfters von jeglichen Altersgruppen angesprochen worden. Bei der russischen Gastfreundschaft hat das meistens bedeutet, dass mir erstmal irgendein Schnaps oder Vodka angeboten wurde. In so einer Situation darf man natürlich nicht ablehnen.

Letztendlich war es für mich sehr schmerzhaft wegen Corona so abrupt nach Hause zu fliegen, da ich über das Jahr zu meinen Kleinen eine emotionale Bindung aufgebaut habe und nicht einmal die Chance hatte mich bei ihnen zu verabschieden. Wären diese Umstände nicht gewesen, hätte ich mein Projekt sehr gerne weitergeführt. Die Erfahrungen, die ich von Anfang September bis Ende März machen durfte, habe ich wirklich sehr genossen. Außerdem haben sie mich, ehrlich gesagt, deutlich selbständiger und auch toleranter gemacht.  Dennoch bin ich glücklich, es dann doch noch mit Hilfe der österreichischen Botschaft in Moskau mit dem letzten Flieger nach Hause geschafft zu haben.

Bericht und Fotos: Mats Grobe




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