Lehrerfortbildung in Sankt Petersburg
Als ARGE-Leiterin für Russisch in Oberösterreich mache ich seit vielen Jahren Werbung für die Teilnahme an diesem Seminar, war aber selber noch nie dabei und auch aus diesem Grund sehr neugierig. Ich habe vom 17.07.-30.07.2016 am Seminar in St. Petersburg teilgenommen.
Die Unterbringung, die uns von russischer Seite zur Verfügung gestellt wurde, war in Einzelzimmern im Studentenheim der Herzen-Universität, die sich in der ulica Kazanskaya 6 befindet. Mit den Bewohnern im benachbarten 3-Bett-Zimmer waren Bad/Toilette zu teilen. (Mit den Nachbarn hatten manche von uns mehr, die anderen weniger Glück...) Die Lage des Studentenwohnheims war ideal – im Zentrum von Sankt Petersburg, sodass die allermeisten Wege zu Fuß erledigt werden konnten. Auch der der Korpus 9 der Universität, in dem der Unterricht stattfand, befand sich gerade einmal 5 Minuten entfernt.
Alle administrativen Aufgaben (Meldung, Ausstellung des Studentenausweises und des Passierscheines für das Uni-Gelände, Transfer zum Flughafen etc. ) wurden von russischer Seite rasch und komplikationsfrei erledigt.
In meiner Gruppe waren 5 Lehrerinnen – 4 aus Österreich und eine Kollegin aus Polen. Die Atmosphäre war stets sehr freundschaftlich und auch außerhalb der Lehrveranstaltungen verbrachten wir viel Zeit miteinander (bei Ausflügen, Besuchen von Museen, Konzerten etc.). Der Unterricht fand im bereits erwähnten Korpus 9 statt und umfasste 20 Wochenstunden (d.h. insgesamt 40 Einheiten) aus den Bereichen Phonetik, Grammatik, Konversation, Kultur- und Geistesgeschichte, Literatur, Lexik und Phraseologie, politisches System Russlands, Wortbildung. Die Qualität des Unterrichts war sehr unterschiedlich – wir hatten viele verschiedene Vortragende, manche waren sehr gut vorbereitet und konnten interessante Inhalte vermitteln (z.B. Pschenko war herausragend (!), auch Kajsarova und Belous sehr interessant), andere weniger. Leider waren die Lehrveranstaltungen der unterschiedlichen Vortragenden inhaltlich kaum aufeinander abgestimmt. In manchen Einheiten bekamen wir gute und interessante Anregungen für die eigene Unterrichtsarbeit, auch Material, Links etc.
An den letzten beiden Tagen bekamen wir die Gelegenheit, an einer methodischen Konferenz von US-amerikanischen Universitätslektoren und -lehrbeauftragten teilzunehmen und auch mit Vorträgen dort aufzutreten. Rahmenthema war die Methodik und Didaktik von Russisch als Fremdsprache. Es war interessant zu hören, wie amerikanische Lektoren arbeiten und welche Bedingungen in den Staaten vorherrschen. Einige Vorträge gaben auch interessante Anregungen für den eigenen Unterricht und auch der persönliche Kontakt mit ihnen war bereichernd.
Die vorlesungsfreie Zeit wurde von uns auf unterschiedliche Weise genützt: Theater wurden besucht (ich war z.B. zweimal im Mariinskij Theater), Museen und Paläste besichtigt (z.B. das Lyzeum in Carskoe selo, das Puschkin besuchte), viele Bücher eingekauft und am Wochenende nutzte ich die freie Zeit für einen Ausflug nach Moskau, um Freunde zu besuchen, da ich dort vier Jahre als Lektorin für Deutsch als Fremdsprache gelebt und unterrichtet habe (1997-2001).
Die Teilnahme an dieser Fortbildungsveranstaltung hat mir sprachlich viel gebracht. Ich habe viele neue Eindrücke, Anregungen und Kontakte gewonnen. Mein mir selbst gesetztes Ziel bezüglich Aktivierung und Verbesserung meiner Sprachkenntnisse habe ich in diesen beiden Wochen auf alle Fälle erreichen können. Dieses Seminar ist eine wunderbare Möglichkeit, in relativ kurzer Zeit Russischkenntnisse aufzufrischen und auf den letzten Stand zu bringen.
Ich kann eine Teilnahme an diesem Seminar auf jeden Fall empfehlen. Es wäre allerdings schon günstig, sich VOR der Anmeldung zum Seminar zu überlegen, ob man tatsächlich am Seminar teilnehmen möchte. Heuer gab es einige relativ kurzfristige Absagen von bereits angemeldeten Kollegen, sodass das Kontingent von 10 Lehrern gar nicht ausgeschöpft wurde. Das ist sehr schade, da die nicht genützten Plätze verfallen und es nicht möglich ist, kurzfristig jemanden nachzunominieren. In diesem Sinne sollten sich bitte nur Russischlehrer anmelden, die tatsächlich fortbildungswillig sind.
Bericht: Mag. Tamara Topolanek