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russische Filme im Filmmuseum


Das Österreichische Filmmuseum wird im März/April 2014 im Rahmen der Filmschau „1964“ drei russische Filme (in Originalfassung mit Untertiteln) zeigen: „9 dnej odnogo goda“, „Zastava Il’iča“ und „Pered sudom istorii“. 

Weitere Informationen

 

Sa 08.03.2014 21:00 (Russ. OmdU)

9 dnej odnogo goda (9 Tage eines Jahres) (1962)

Regie: Michail Romm; Drehbuch: Romm, Daniil Chrabrovickij; Kamera: German Lavrov; Musik: Džon Ter-Tatevosjan; Darsteller: Aleksej Batalov, Tat’jana Lavrova, Innokentij Smoktunovskij, Nikolaj Plotnikov. 35mm, s/w, 108 min

Dmitrij Gusev und Il’ja Kulikov arbeiten beide in einem staatlichen Forschungszentrum für Atomwissenschaft. Bei einem Experiment wurde Gusev schon einmal verstrahlt, das nächste Mal könnte für ihn tödlich sein. Doch das bekümmert ihn weniger als die anstehende Heirat seiner einstigen Flamme mit Il’ja. Die frühen 1960er waren in der UdSSR eine Zeit haltloser Technikbegeisterung, auch in der Kunst: Gedichte über Wissenschaftler wurden geschrieben, Ölbilder von Versuchsanordnungen gemalt, technologische Utopien symphonisch gestaltet. Man spürt viel von diesem Zeitgeist in 9 Tage eines Jahres, kriegt aber auch zu sehen, was diese schöne neue Welt mit den Menschen macht: Gusev, ein zuweilen zynischer, dann wieder melancholischer Existentialist, hat außer seinem ­Beruf wenig gemein mit jenen Erbauern des Morgens, denen der kulturelle Konsens huldigte. Das Publikum schloss diesen sarkastischen Sinnsucher ins Herz: Gusev wurde zu einer Ikone des Tauwetter-­Kinos. (O.M.) 

Einführung von Olaf Möller

Do 27.03.2014 19:30 (Russ. OmdU)

Zastava Il’iča (Mne dvadcat’ let) (Ich bin zwanzig Jahre alt) (1963)

Regie: Marlen Chuciev; Drehbuch: Chuciev, Gennadij Špalikov; Kamera: Margarita Pilichina; Musik: Nikolaj Sidel’nikov; Darsteller: Valentin Popov, Nikolaj Gubenko, Stanislav Ljubšin, Marianna Vertinskaja. 35mm, s/w, 196 min

Sergej hat den Wehrdienst hinter sich und kehrt nach Moskau ­zurück, in die Zastava Il’iča, wie sein Stadtteil heißt. Sergej sucht Anschluss an das junge sowjetische Leben, hat aber ­Schwierig­keiten. Zudem treibt ihn eines um: Jetzt hat er schon mehr Jahre auf dem Buckel, als seinem im Großen Vaterländischen Krieg ­gefallenen Vater vergönnt waren. Reden wir nicht herum: Marlen ­Chucievs Film ist das Zentralmassiv des Tauwetter-Kinos – ein atemberaubender Film, aus dem man alles über die Bewegung, ihre Zeit und Protagonisten erfährt. In der legendären Partysequenz treibt sich die gesamte junge Garde des sowjetischen Kinos herum (man beachte Tarkovskij und mit welch maliziösem Grinsen er auf die Bedeutung der Steckrübe zu sprechen kommt), während in der epochalen Dichterlesung von Evgenij EvtuÅ¡enko über Bella ­Achmadulina bis Boris Slučkij alles auftritt und liest, was in der ­modernen SU-Lyrik gut und wichtig war. (O.M.) Eines der größten Kinowerke aller Zeiten.

Gezeigt wird die ungekürzte, in den 80er Jahren restaurierte Urfassung des Film

Do 03.04.2014 19:00 (Russ. OmdU)

Pered sudom istorii (Vor dem Gericht der Geschichte) (1962–65)

Regie: Fridrich Örmler; Drehbuch: Vladimir VajnÅ¡tok, Michail Blejman; Kamera: Moisej Magid, Lev Sokol’skij; Musik: Sergej Slonimskij; Darsteller: Vasilij Å ul’gin, Sergej Svistunov. 35mm, s/w, 97 min

Vasilij Å ul’gin war: Monarchist, Abgeordneter der Duma ab 1907, Mitglied mehrerer konservativer Gruppierungen – ein Staatsfeind, aus sowjetischer Sicht. 1920 verließ Å ul’gin seine Heimat und ließ sich im Königreich Jugoslawien nieder, von wo aus er weiter seine Weiße Politik machte. 1944 wurde er von der Roten Armee gefangen­genommen und nach Hause deportiert, wo man ihm den Prozess machte. Verurteilt zu 25 Jahren Gefängnis, kam er nach der großen Amnestie von 1956 wieder frei. Dieser Vasilij Å ul’gin nun trifft in Vor dem Gericht der Geschichte auf einen namenlosen ­Historiker, der mit ihm durch Leningrad schlendert auf den Spuren seiner ­Geschichte, deren Fehler er ihm vor Augen führen will. Eine faszinierend-ungeheuerliche Mischung aus Spiel-, Dokumentar-, Experimental- und Propagandafilm, die sich Szene für Szene neu zu erfinden scheint, frei und verwegen, traurig und subversiv, darin ein Pamphlet für das Kino als Kunst der permanenten Revolution. (O.M.)

Österreichisches Filmmuseum 

Augustinerstraße 1, 1010 Wien, Österreich

T +43|1|533 70 54

 

www.filmmuseum.at

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